Drei Möglichkeiten, Lavendel zu vermehren
Wer von einem Lavendelmeer im eigenen Garten träumt, muss mitunter tief in die Gartenkasse greifen. Ausreichend große Lavendelbüsche haben ihren Preis. Wie also kostengünstig an gesunde Pflanzen kommen, um etwa ein Beet mit einer Lavendelhecke einzufassen?
Wir stellen dir drei Methoden vor, um Lavendel selbst heranzuziehen.
Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) ist hierzulande die meistgepflanzte Sorte. Bekannt sind z.B die Züchtungen „Dwarf Blue“, „Hidcote Blue“ und „Munstead“. Jungpflanzen sind im Frühjahr in den meisten Gärtnereien erhältlich. Sie werden nach den Eisheiligen in ein möglichst sonnenbeschienenes Beet mit durchlässigen Boden gesetzt. Zu schwerem, sehr kompaktem Boden, sollte etwas Sand und Kies untergemischt werden. Gefällt es den Neuzugängen in deinem Garten, darfst du dich noch im selben Jahr über einen kräftigen Größenzuwachs freuen. Während der Echte Lavendel stärkere Minustemperaturen verträgt, sollte der Schopflavendel (Lavendula stoechas), den man an den hochstehenden Blättern an der Spitze des Blütenkopfes erkennt, in Töpfe gepflanzt und bei Temperaturen von unter Null Grad an einen frostfreien und hellen Platz geräumt werden.
Im April geht es los!
Hat sich in deinem Garten wenigstens ein Exemplar des Echten Lavendels etabliert, kann es mit der Vermehrung losgehen.
Teilen des Wurzelballens
Am einfachsten ist es, den Wurzelballen bis April aus der Erde zu heben und mit einem Spaten mittig durchzustechen. Der nun hinzugewonnene Ballen wird an eine andere, geeignete Stelle im Garten verpflanzt. Bei nebeneinander gesetzten Lavendelbüschen sollte auf genügend Abstand geachtet werden, damit sich die Pflanzen voll entfalten können.
Stecklingsvermehrung
Für die so genannte Stecklingsvermehrung benötigst du etwa acht bis zehn Zentimeter lange, frische Triebe des Lavendels. Die Vermehrung funktioniert am besten mit dem weichen, noch silbrig-grünen Neuzuwachs und halb-verholzten Trieben. Komplett verholzte Pflanzenteile sind hierzu nicht geeignet. Nun werden die unteren Blätter des Triebes entfernt und der Steckling nicht ganz zur Hälfte in einen kleinen Topf mit Kräuter- oder Aussaaterde gesetzt. Die Erde muss von nun an feucht gehalten werden, ohne dass Staunässe entsteht. Über den Topf mit dem Steckling wird ein ausgewaschener, transparenter Joghurtbecher oder ein Gefrierbeutel gestülpt. Wichtig ist, dass sich darunter die Feuchtigkeit halten kann. Auch ein Mini-Gewächshaus eignet sich als Kinderstube für den Lavendel. Platziert werden die Töpfe an einem hellen Ort, jedoch nicht in der prallen Sonne. Um das Wurzelwachstum zu fördern, kannst du den unteren Teil des Stecklings in Bewurzelungspulver tunken, bevor der Trieb in die Erde gesteckt wird. Es ist ebenso einen Versuch wert, Abschnitte einer Weidenrute 24 Stunden in ein Glas Wasser zu legen und anschließend die Lavendelstecklinge in das Weidenwasser zu stellen. Sobald die Stecklinge Wurzeln schlagen, können sie vorsichtig in Anzuchterde umgesetzt werden.
Weidenwasser enthält wachstumsfördende Pflanzenhormone, die das Wurzelwachstum anregen. Zwei bis drei Monate werden schon vergehen, bis die Lavendelzöglinge bereit sind, in das Gartenbeet umzuziehen. Beginnt der Steckling merklich zu wachsen, und ist der Topf gut durchwurzelt, ist es so weit. Je nachdem, wie viele Pflanzen du eigenhändig vermehrt hast, erlebst du spätestens im Folgejahr ein blaues Blühwunder! Als Lippenlüter ist der Lavendel auch bei Bienen und kleinen Hummeln beliebt. Lippenblüter sind Stauden oder Sträucher, deren lippenförmigen Blütenkelche das Nektarsammeln für die Insekten maximal bequem machen.
Tipp: Es lohnt sich auch, im Bekanntenkreis und in der Nachbarschaft nach prächtigen Lavendelbüschen Ausschau zu halten, die sich gut an den Standort in deiner Region angepasst haben. Frag einfach nach, ob du nach dem Frühlings- oder Sommerschnitt das anfallende Schnittgut zur Vermehrung bekommen kannst. Lavendel sollte im Frühjahr, wenn keine starken Fröste mehr zu erwarten sind, zu maximal zwei Dritteln des letzten Austriebs heruntergeschnitten werden. Der zweite Schnitt erfolgt spätestens im August. Dann kannst du ruhig die Hälfte der Blütenstiele entfernen, oder aber die grünen Pflanzenteile dreifingerbreit bis kurz über dem verholzten Teil abschneiden. Keinesfalls sollte in das Holzige selbst geschnitten werden, hieraus kann die Pflanze nur schwer wieder austreiben. Durch das zweimalige Beschneiden im Jahr wird ein buschiger, wohlgeformter Wuchs gefördert und verhindern, dass der Lavendelstrauch von unten her verkahlt. Sicher hast du schon einmal einen fast baumartig gewachsenen Lavendel gesehen, der nur im Bereich der „Krone“ Blütenstiele trägt. Diese Exemplare sind verwildert und nie oder nur selten geschnitten worden. Sie können einen ganz eigenen Charme haben, werden früher oder später jedoch entzwei brechen. Übrigens: Wenn du Lavendelblüten trocknen möchtest, um den herrlichen Duft des Sommers zu konservieren, schneidest du am besten Blütentriebe ab, die gerade erst im Aufblühen begriffen sind. Anschließend werden sie kopfüber an einen trockenen und nicht zu hellen Ort gehängt. Zu alte Blütentriebe werden im Laufe der Zeit unansehnlich und beginnen zu rieseln.
Vermehrung durch Samen
Als dritte Möglichkeit, Lavendel zu vermehren, möchten wir dir die Vermehrung aus Samen vorstellen. Die kleinen Tütchen mit Saatgut sind zur Gartensaison in vielen Geschäften zu finden. Fülle auch hierzu Anzuchterde in einen kleinen Topf mit etwa 7 cm Durchmesser. Rund 20 Samen werden auf der Oberfläche verteilt und nicht oder nur leicht mit Erde bedeckt. Lavendelsamen benötigen zum Keimen Licht (Lichtkeimer). Ein übergestülpter, transparenter Joghurtbecher oder ein Gefrierbeutel sorgen auch hier für ausreichend Feuchtigkeit. Nachhaltiger und optisch ansprechender sind Glasglocken oder Mini-Treibhäuser aus Glas, Metall oder Holz. An ein helles Fenster gestellt, ohne direktes Sonnenlicht und eher kühl, zeigen sich die ersten Keimblätter nach etwa zwei bis drei Wochen. Nach der Keimung freuen sich die jungen Lavendelpflanzen über mehr Wärme und vertragen auch stärkeres Sonnenlicht. Sobald sich weitere Blätter zeigen, können die Zöglinge pikiert werden. Dass bedeutet, dass du die Pflänzchen vorsichtig aus dem Anzuchttopf hebst und einzeln in ein größeres Gefäß setzt. Auch hier fühlt sich der Lavendel in nährstoffarmer Kräuter- oder Anzuchterde am wohlsten.
Hast du mit der Vermehrung spätestens im zeitigen Frühjahr begonnen, können die gut durchwurzelten Ballen schon nach den Eisheiligen ins Beet gesetzt werden. Im Herbst solltest du auf eine Pflanzung ins Freiland verzichten und den jungen Lavendel vorerst frostfrei überwintern. Möchten du auf einfachem Wege dein Glück versuchen, so säst du die Lavendelsamen nach den Eisheiligen direkt ins Beet. Sind die Erfolgschancen hier auch geringer, so wirst du dich umso mehr freuen, wenn es schließlich doch geklappt hat.
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