Magere Böden schaffen Artenvielfalt von Birgit König, Naturkönig
Ist euch bewusst, dass mehr als die Hälfte der heimischen Wildpflanzen einen nährstoffarmen Boden bevorzugen?
Leider besteht der flächenmäßig größte Lebensraum aus Fettwiesen und Fettweiden, bedingt durch Überdüngung. Auch die Böden in unseren Gärten sind oft sehr nährstoffreich. Dabei wachsen nur ca. 6 % unserer Wildpflanzen auf diesen Standorten. Ca. 41 % unserer Wildpflanzen wachsen im Biotop Wald… und der Rest?… Die restlichen Arten brauchen nährstoffarme Standorte wie Magerrasen, steinige Hänge, Schutt- und Kiesplätze, Wege und Mauerfugen um überleben zu können. Kein Wunder also, dass ein Großteil unserer Wildblumen bereits verschwunden oder aber auf der Roten Liste als gefährdet aufgelistet ist.
Die Fläche aller deutschen Privatgärten ist in etwa genauso groß wie das gesamte Naturschutzgebiet in Deutschland. Mit ein bisschen Eigeninitiative und Mut kann jeder Gartenbesitzer dazu beitragen den Schönheiten und Schätzen unserer Natur Raum zu geben.
Natürlich wachsen jene Wildpflanzen zunächst auch auf nährstoffreichen Böden… , vorausgesetzt man pflanzt sie dort oder sät eine Mischung aus. Doch es dauert nicht lange bis sie von Arten von Quecke, Ackerdistel, Gras, Brennessel, Giersch, Springkraut, Hahnenfuss & co. verdrängt werden. Nur wenn wir zusätzlich magere Standorte anbieten erhalten wir wirkliche Artenvielfalt.
Da unsere Landschaft ringsherum ausgerottet ist und Samen oft nur eine Flugweite von ca. 200 m haben, reicht es auch nicht einfach aus abzuwarten, dass sich eine solche Artenvielfalt von alleine einstellt, leider….. . Man muss hier mit einer gezielten Neuaussaat möglichst viele Arten für magere Böden aussäen oder junge Wildblumen pflanzen.
Wenn Sie sich dazu entscheiden nicht auszusäen sondern Jungpflanzen zu kaufen, achten Sie darauf, dass es die Wildform ist. Oft werden aus Wildpflanzen gefüllte Arten mit unfruchtbaren Blüten gezüchtet. Durch Kreuzungen wird das Erbgut verändert. Aus menschlicher Sicht schöner, für die Tierwelt wertlos.
Bei Blumenmischungen sollten Sie sich vergewissern, dass es sich um eine echte Wildblumenmischung handelt. Oft enthalten sogenannte „Wildblumenmischungen“ verzüchtete Kulturformen und fremdländische Arten (Goldmohn, kanadische Margariten, gefüllte Kornblumen,…).
Natürlich können auch Zierformen eine gewisse Bedeutung erlangen (wenn sie nicht unfruchtbar gezüchtet wurden und ungefüllte Blüten haben). In aller Regel stellen aber die Wildpflanzen die ökologisch wertvollere Nahrungsquelle dar.
Ohne heimische Wildpflanzen verhungern nicht nur unsere 550 Wildbienenarten, auch Schmetterlinge, Spinnen, Käfer, Schlupfwesben, Fliegen, Libellen, Vögel und Säugetiere leben direkt und indirekt von Wildpflanzen. Vögel fressen Samen und Insekten, die sich wiederum von Wildpflanzen ernähren. Insekten sind abhängig von bestimmten Blüten. Das hochspezialisierte Mundwerkzeug ist der Schlüssel zur Blüte und im Exotengarten kommt der Schlüssel der Insekten nicht ran.
Was also kann man tun, um den eigenen Garten lebendiger zu machen?
Hier ein paar Tipps:
Mageres Wildblumenbeet anlegen
Magern Sie die nährstoffreiche Gartenerde mit mindestens der Hälfte (wenn nicht mehr) Sand oder Kies ab. Sie können auch eine große Schicht Erde abtragen und dafür reinen Sand, Schotter oder Kies aufschütten (Die Schicht sollte mind. 30 cm betragen). Wenn Sie Wildblumen aussäen, streuen sie ein wenig Blumenerde auf die Oberfläche, dies hilft den Samen feucht zu bleiben und keimen somit besser. Harken Sie die Samen LEICHT ein, dies schützt sie vor Vogelfraß. Die beste Aussaatzeit ist November – März, so keimen die Kaltkeimer schon im Aussaatjahr. Wenn Sie als Substrat Schotter oder Kies genommen haben, ziehen Sie die Pflanzen besser vor und pflanzen Sie diese dann ein.
Trockenmauer bauen
Eine Trockenmauer hat offenen Fugen, in der Pflanzen wachsen dürfen. Es werden die Steine aufeinander gelegt ohne sie zu verfugen. Eine Anleitung hierzu wäre aber zu lang. Es gibt viele Fachbücher zum Thema „Wie baut man eine Trockenmauer“. Eventuell werde ich später dazu separat einen Artikel schreiben.
Lebendige Fugen
Fugen müssen nicht immer klinisch rein sein. Warum nicht einfach mal die Sandfugen als Lebensraum betrachten? Trittfester Thymian z.b. und viele andere Arten würde sich dort sehr wohl fühlen! Auch Kieswege- oder Einfahren wären eine Alternative.
Pflanzgefäße mit Sand aufstellen
Kübel, alte Dachziegeln, Gieskannen, Wannen,… Es gibt so viele Möglichkeiten. Einfach mit Sand befüllen, Wildblumen aussäen (dann die oberste Schicht dünn mit Erde bedecken für die bessere Keimung) oder pflanzen…und schon hat man ein Mini-Biotop.
Viel Erfolg
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