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Schnecken im Garten – Welche Schnecke ist das?   

Blauer Himmel, die Sonne lacht, ab in den Garten, schnell mal nach dem Rechten sehen. Doch was tummelt sich da auf den Zucchini, den Erdbeeren und Kürbissen? Oh Schreck: eine Schnecke! Kann die der Ernte etwas anhaben? Und überhaupt: Welche Schnecke ist eigentlich gut, welche schlecht und wie unterscheidet man sie? Diese Fragen hat sich wohl so gut wie jeder Gärtner und jede Gärtnerin schon einmal gestellt – und in der Tat kann man in der so vielfältigen Welt der Schnecken auch mal den Überblick verlieren. Für Klarheit sorgt dieses kleine „Who is who“ der Schneckenwelt, zusammengestellt von schneckenfrau_, selbsternannte Schneckfluencerin und Schneckenhalterin. Und so viel sei schon mal verraten: Der Großteil der Schnecken ist nützlich und richtet keinen nennenswerten Schaden an.

Schnecken: Wer braucht die eigentlich und warum?

Eines muss man ja zugeben: Das schlechte Image der Schnecken haftet ihnen fast so hartnäckig an, wie ihr Schleim an unseren Händen. Eklig seien sie, diese Weichtiere, schleimig, kalt und unästhetisch, ob nun mit oder ohne Haus. Und was haben sie überhaupt für einen Nutzen? Aus ökologischer Sicht lässt sich das klar beantworten: Schnecken sind sogenannte „Destruenten“. Das meint nicht etwa, dass sie den Garten zerstören (dazu kommen wir gleich), sondern bedeutet, dass sie in der Natur dafür zuständig sind, Aas und abgestorbene Pflanzenreste zu zersetzen. Diese Rolle ist unglaublich wichtig, denn die auf diese Art erzeugten Mineralien werden wiederum von den Pflanzen über das Wasser aus dem Boden aufgenommen. Schnecken haben also eine bedeutende Rolle im Stoffkreislauf, der neues Leben ermöglicht. Einer Rolle, der sie auch in einem künstlich erschaffenen Ökosystem gerecht werden – wie unserem Garten.

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Wer bis hier achtsam gelesen hat, der hat den Hinweis bemerkt, dass Schnecken überwiegend abgestorbene Pflanzenteile fressen. Genau da liegt der Punkt: Die wenigsten Schnecken gehen aktiv an frisches Gemüse und sind daher per se nicht schädlich für den Garten. Es gibt lediglich drei Ausnahmen: die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris), die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) und die Gemeine Wegschnecke (Arion distinctus) bzw. Garten-Wegschnecke (Arion hortensis). Starten wir mit jener Nacktschnecke, die laut RND-Interview mit dem Vorsitzenden der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft, Vollrath Wiese, vergleichsweise den größten Schaden im Garten anrichtet.

Keine Königin der Herzen: Die Spanische Wegschnecke

Die meist braune bis rötlich-orangene, bis zu 12 cm lange Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) hat einen unstillbaren Appetit auf so ziemlich alles, was im Garten wächst. Dementsprechend verhasst ist sie in der Garten-Community. Ursprünglich ist diese Nacktschneckenart bei uns nicht heimisch. Wahrscheinlich gelangte sie in den 1970ern aus dem mitteleuropäischen Raum nach Deutschland – und ist seitdem auf dem Vormarsch. Aufgrund ihres zähen Schleims hat sie kaum natürliche Feinde – für gewöhnlich rührt sie nicht einmal der Igel an. Außerdem legt sie nach der Paarung zwischen 200 und 400 Eier ab.

Durch diese massenhafte Vermehrung und Robustheit bedroht die Spanische Wegschnecke die heimischen Wegschnecken. Außerdem kommt es zur Bildung von Hybriden, indem sich die invasive Schneckenart mit den heimischen Wegschnecken kreuzt. Genau hier liegt das Problem, denn: Die ausgewachsenen Exemplare der Spanischen Wegschnecke sehen denen der Roten Wegschnecke (Arion rufus) (ebenfalls hellrot bis rot oder bräunlich) zum Verwechseln ähnlich und lassen sich oft nur mit dem Seziermesser (bitte nicht nachmachen!) anhand der Geschlechtsorgane voneinander unterscheiden. Doch auch unter den heimischen Arten gibt es Anlass zur Verwirrung: Die Rote Wegschnecke kann ihrem Namen zum Trotz auch schwarz gefärbt sein und so kaum noch von der Schwarzen Wegschnecke (Arion ater) unterschieden werden. Dafür fällt die Unterscheidung zur Spanischen Wegschnecke dann umso leichter, die taucht nämlich nie in schwarzer Färbung auf. Bei dem ganzen Kuddelmuddel soll noch mal einer durchblicken! Das Traurige ist aber: Die hier heimischen Wegschnecken richten, anders als die Spanische Wegschnecke, kaum nennenswerten Schaden im Garten an und sind daher „unschuldig“. Dennoch werden sie mit den Spanischen Wegschnecken – teilweise buchstäblich- in einen Topf geworfen und kollektiv mitbekämpft – mit verheerenden Folgen für ihre Bestände.

Vielleicht eine Spanische Wegschnecke und eine Rote Wegschnecke, vielleicht aber auch nicht? Die Unterscheidung ist schwer. (Bilder © schneckenfrau_)

Vielfältige Weggefährten – Welche Wegschnecke ist das denn nun?

Vielleicht aber gibt es eine Möglichkeit, bei diesem ganzen Bestimmungschaos doch noch ein wenig durchzublicken. Die Chance dafür bietet sich besonders zu Beginn des Gartenjahres, wenn der Schneckennachwuchs schlüpft, denn: Zumindest die Jungtiere der verschiedenen Wegschnecken sehen alle anders aus und lassen sich unterscheiden. Und zwar sind die jungen Roten Wegschnecken meist überwiegend gelb-orange gefärbt und haben dunkle Fühler. Heranwachsende Schwarze Wegschnecken sind von der Grundfarbe hingegen weiß und haben einen schwarzen Kopf.

Das Jungtier eine Schwarzen Wegschnecke. (Bild: © schneckenfrau_)

Die Jungtiere der Spanischen Wegschnecke sind sehr auffällig und lassen sich recht einfach anhand ihrer leuchtenden „Bänder“ an den Flanken erkennen. Diese können gelb oder orange sein, die Fühler sind ebenfalls schwarz.

Das Jungtier einer Spanischen Wegschnecke. (Bild: © schneckenfrau_)

Als ob diese Unterscheidung nicht schon schwer genug wäre, gibt es da noch jemanden, der es auf das Gemüse abgesehen hat.

Auch ein Schlingel – die Genetzte Ackerschnecke

Diese Nacktschneckenart wird ca. 3-5 cm lang, hat eine cremefarbene bis beige-braune Farbgebung und ist vor allem an ihrer charakteristischen Netzzeichnung bzw. ihren Flecken erkennbar. Die Jungschnecken der Genetzten Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) sind meist einfarbig beige. Auf dem Speiseplan dieser Schnecke steht eine ganze Menge – leider aber eben auch frisches Grünzeug wie Garten- und Zierpflanzen. Dabei findet sie Kohl ganz besonders lecker. Anders als die Spanische Wegschnecke, kann sie sogar mehrere Generationen im Jahr hervorbringen und ist außer bei Frost das ganze Jahr über anzutreffen. Zwar lebt sie nur knapp ein Jahr, kann aber in dieser Zeit großen Schaden anrichten, indem sie Pflanzen durch Fraßspuren anfällig für Krankheiten macht und den Erntebestand erheblich schmälert.

Die Genetzte Ackerschnecke in Aktion (Bild: © schneckenfrau_)

Gefräßigkeit am Wegesrand – Die Gemeine (Garten)Wegschnecke

Zwar steht das „gemein“ im Namen der Gemeinen Wegschnecke (Arion distinctus) für „allgemein“, kann aber auch im eigentlichen Wortsinn verstanden werden, denn bei so manchen Gartenblättern bedient sie sich ganz gerne mal. Gemein ist auch die beinahe unmögliche Unterscheidung von der Garten-Wegschnecke (Arion hortensis), die ebenfalls kein Kostverächter ist. Beide Schnecken werden 3-4 cm lang und haben eine ähnliche Färbung: Die Gemeine Wegschnecke (Arion hortensis) ist grauschwarz mit Längsstreifen, z.B. an der Flanke mit blauschwarzen Fühlern. Wenn man sie umdreht, kann man ihre gelbe bis orangene Sohle erkennen. Aber auch die Sohle der Garten-Wegschnecke (Arion distinctus) ist so gefärbt und auch der Körper sieht dem der Gemeinen Wegschnecke ziemlich ähnlich. Mit Glück sind die blauschwarzen Seitenbinden ausgeprägt und die Fühler eher rötlich. Ansonsten fällt eine Unterscheidung schwer. Die Gartenwegschnecke ist sogar in der Lage, den Winter zu überstehen, sodass diese zu jeder Zeit im Garten auftauchen und losfuttern kann. Oh Schneck, äh ich meine, Oh schreck!

 

Die Schneck – dein Freund und Helfer

Man kann feststellen: Die Co-Existenz mit Schnecken im Garten ist generell also nicht immer einfach und in diesem Jahr nochmal zusätzlich erschwert, denn 2024 ist ein „ Schneckenjahr“. Ein milder Winter und sehr viel Feuchtigkeit haben für die Schnecken günstige Bedingungen für die Vermehrung geschaffen. Manche finden in ihren Gärten 500 Nacktschnecken pro Tag vor – Zahlen, vor denen man frustriert in die Knie gehen kann. Aber auch wenn der eine oder andere glaubt, einen Gegenbeweis im Garten vorgefunden zu haben: Bis auf diese drei genannten Arten richten Schnecken keinen oder kaum nennenswerten Schaden an. Natürlich, wenn die zarten Keimlinge aus der Erde sprießen oder ein Blatt besonders saftig gewachsen ist, kann es mal passieren, dass auch die anderen Schneckenarten eine Raspelzunge voll nehmen – das ist aber eher selten und daher kein Anlass zur großen Sorge um den Erntebestand. Wenn man diese kleine Auswahl an folgenden Schneckenarten im Garten sieht, kann man sich freuen und sie getrost ihrem Schneckendasein nachgehen lassen. Denn: Sie helfen eher, als dass sie schaden.

Es gibt 27 Schließmundschnecken-Arten in Deutschland. Die Tiere sind lebendgebärend und weiden gerne Algen an Bäumen und Felsen ab. Sie freuen sich über schattige Plätzchen im Garten und tummeln sich dort unter Steinen oder Holz.  (Bild: © schneckenfrau_)

Es gibt zwei nennenswerte Arten der Bänderschnecken in Deutschland: Die Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis) und die Garten-Bänderschnecke (Cepaea hortensis). Sie lassen sich leicht unterscheiden: die Hain-Bänderschnecke, auch genannt Schwarzmündige Bänderschnecke, hat einen schwarzen Rand an ihrer Öffnung (siehe Bild: © schneckenfrau). Bei der Garten-Bänderschnecke, auch genannt Weißmündigen Bänderschnecke, fehlt dieser. Bänderschnecken sind wichtige Nahrung für viele Tiere, z.B. die Amsel.

Diese Schnecke kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und ist mittlerweile auch in Deutschland in Gärten, Parks und Hecken zu finden. Die Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum) ist etwas kleiner als die bei uns heimische Weinbergschnecke und ihr Gehäuse weist im Gegensatz zu dieser Flecken und Zacken auf. Da sie ihr Gehäuse lediglich mit einer Schleimschicht und nicht mit einem Kalkdeckel verschließt, ist sie nur bedingt „winterhart“ (Bild: © canva).

Die Weinbergschnecke (Helix pomatia) hat wohl jeder schon einmal gesehen. Mittlerweile wird sie allerdings unter anderem durch Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen verdrängt. Die Weinbergschnecke ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.    (Bild: © schneckenfrau).

Der Tigerschnegel (Limax maximus) kommt im auffälligen Leo-Look daher und ist so schnell erkennbar. Er frisst gerne abgestorbenes Pflanzenmaterial und gern auch mal die eine oder andere Nacktschnecke. Er ist daher eher ein guter Freund und kein Feind für alle Leute mit Garten.  (Bild: © schneckenfrau).

Ein Artikel der Autorin Sarah Denker, @Schneckenfrau bei Instagram

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Quellen:

https://neobiota.naturschutzinformationen.nrw.de/neobiota/de/arten/tiere/6609/kurzbeschreibung

https://www.plantura.garden/schaedlinge/schnecken/schneckenarten-im-garten

https://www.ardalpha.de/lernen/telekolleg/faecher/biologie/biologie-01-oekologie106.html

https://www.rnd.de/wissen/warum-gibt-es-gerade-so-viele-nacktschnecken-VBTOSGF3JJA4TM6V6GUVC5WEZU.html

https://schaedlingskunde.de/schaedlinge/steckbriefe/schnecken/genetzte-ackerschnecke-deroceras-reticulatum/genetzte-ackerschnecke-deroceras-reticulatum/

https://www.weichtiere.at/Schnecken/land.html?/Schnecken/land/arionidae2.html

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/weichtiere/artenportaets/11856.html

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/weichtiere/10552.html

https://www.weichtiere.at/Schnecken/weinbergschnecke.html?/Schnecken/land/weinberg/aspersum.html

https://brandenburg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/24243.html

https://brandenburg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/14764.html

Wiese, Vollrath:  Die Landschnecken Deutschlands: Finden – Erkennen – Bestimmen. Quelle & Meyer; 2. Auflage  (2016).

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