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Wie groß ist der regenerative Effekt von Permakultur-Gärten auf unseren Planeten?

Unter Permakultur versteht man die Gestaltung dynamischer Systeme, die natürliche Kreisläufe nachahmen und die Effizienz der Natur zu nutzen. Permakultur ist viel mehr als einfach nur eine Form der Gartengestaltung. Es geht dabei um ressourcenschonendes Arbeiten, Berücksichtigung der sozialen Komponente, der Stärkung von Gemeinschaften und auch der Erzielung eines Ertrags. Letzteres ist besonders wichtig und bedeutet nicht nur, dass man seine Körbe mit Obst, Gemüse und Kräutern voll bekommt. Es geht dabei auch um den Ertrag für die Umwelt, für die Natur, für die Artenvielfalt, für den Planeten. Wir Permis wollen einen Mehrwert erzielen und das bedeutet, dass wir uns aktiv an der Lösung unserer aktuellen Krisen beteiligen wollen.

Woher kommt Permakultur?

Exkurs: Permakultur wurde in den 1970er Jahren von Bill Mollison und David Holmgren definiert. Angefangen als Projekt an der Universität in Tasmanien hat sich daraus für die beiden ein Lebensprojekt entwickelt. Seit der Veröffentlichung ihres Buches „Permaculture One“ in 1978 verbreitete sich die Gestaltungsmethode auf der ganzen Welt. Es mag viele Garten-Gurus geben und Methoden, wie man natürliche Kreisläufe nutzen kann, um ohne Chemie zu gärtnern. Aber keine der Methoden wurde so intensiv erforscht und praktiziert wie die Permakultur. Falls du davon nie gehört hast, findest du hier eine kurze Erklärung: Was ist Permakultur?

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Permakultur Blume

Die Permakultur Blume
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/File:Permaculture-Wheel-Flower-Principles-Ethics-Domains-V2.webp

Was ist denn aber der Mehrwert für unseren Planeten, wenn wir alle nurmehr Permakultur Gärten haben? Die Beantwortung dieser Frage ist leider nicht so einfach. Wir wissen, dass fast 40% unserer Fläche weltweit landwirtschaftlich genutzt wird. Und dass wir es schaffen, diese in den nächsten Jahren komplett in ein Permakultur Paradies verwandeln können, wäre traumhaft aber doch eher unrealistisch. Also bleibt eben die Frage, können wir Gärtner etwas bewirken? Schaffen wir mit Permakultur einen Mehrwert für den Planeten?

Was bewirkt Permakultur für den Planeten?

Um das zu beantworten, möchte ich erstmal erwähnen, dass fast 30% unserer menschlichen Emissionen bereits von Pflanzen und Bäumen absorbiert werden. Wenn man bedenkt, dass die gleiche Menge nochmal im Meer gespeichert wird und einiges vom Rest in unsere Atmosphäre geht, ist das schon ziemlich bedenklich. Somit könnte die erste Frage lauten: Wie können wir über die Böden, Pflanzen und Bäume noch mehr CO2 speichern? Und ja, vor allem Böden sind ein riesiger CO2 Speicher. Was passiert mit Bäumen, die vielleicht über 1.000kg CO2 gespeichert haben und dann sterben? Oder toten Pflanzen? Entweder wir führen Sie wieder zurück zum Boden und belassen sie in der Natur oder bringen sie zur Müllverbrennungsanlage. Letzteres würde natürlich dazu führen, dass wir das ganze gespeicherte CO2 wieder in die Atmosphäre katapultieren würden. Die Rechnung kann also nur aufgehen, wenn wir die Abfälle in unseren Gärten wiederverwerten, durch Mulchen, Häckseln, Kompostieren usw. Auch das ist ein wichtiger Punkt der Permakultur. Und ein wichtiger Teil der Reduzierung unserer Treibhausgasemissionen.

Auch bei Berücksichtigung der Bodenkomponenten ist es immer noch schwierig, die CO2 Speicherung bei einem permakulturell genutzten Garten versus einen konventionellen Garten mit englischen Rasen und grüner Stauden auszurechnen. Eine Annäherung hilft uns, dass zumindest der englische Rasen 4-mal mehr CO2 durch die Pflege benötigt, als er speichern kann. Im Permakultur Garten wird der Rasen allerdings nicht wöchentlich gleichmäßig getrimmt, sondern man lässt ihn gerne auch zur Blüte kommen, damit sich Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge über das Nektar- und Pollenangebot freuen können. Außerdem gibt es ausgeklügelte Methoden, wie man den Humusgehalt des Bodens nachhaltig aufbauen kann. Humus besteht zu rund 58% aus Kohlenstoff. Ein Teil davon wird von Bakterien und Pilzen zersetzt und landet wieder in unserer Atmosphäre. Der andere Teil wird zu Dauerhumus im Boden umgewandelt. Laut einer Studie der Stiftung Lebensraum würde eine Erhöhung des Dauerhumus auf unseren Ackerflächen in Deutschland um nur 1% rechnerisch 923 Mio. t mehr CO2 speichern. Wir sprechen hier von einer Fläche von insgesamt 18,4 Mio. Hektar.  In Deutschland lag z.B. der CO2 Ausstoß im Jahr 2022 bei 666 Millionen Tonnen. Wenn wir das also erreichen würden, wäre Deutschland mit einem Schlag CO2 neutral. Die Gartenfläche in Deutschland beträgt rund 680.000 Hektar, also leider nur ein Bruchteil der Ackerfläche. Allerdings haben wir in unseren Gärten auch viel bessere Möglichkeiten unsere Böden in Dauerhumus umzuwandeln. Gerade die Permakultur bietet hier viele Ansätze wie die Herstellung und die Verwendung von Terra Preta, umfangreiche Kompostierkreisläufe und die Wiederverwertung von vorhandenen Ressourcen auf der Fläche. Eine Ackerfläche hat etwa 2 bis 4% Humusgehalt im Boden. Leider gibt es für den Humusgehalt in permakulturell angelegten Beeten – wie ein Hügelbeet oder Hochbeet – noch keine genauen Zahlen. Gehen wir aber davon aus, dass diese Beetformen, was logisch ist, einen deutlich höheren Humusgehalt aufweisen, z.B. 10% (ein sehr humusreicher Boden hat sogar bis zu 15% Humusgehalt). Aus der vorherigen Rechnung ergibt sich, dass bei 1% Humusgehalt im Boden etwa 50t CO2 pro Hektar gespeichert werden. Wenn wir also all unsere Gärten in Hügelbeete verwandeln würden, würden wir in Deutschland – nur in den Gärten – rund 340 Mio. CO2 binden, also etwa die Hälfte des Verbrauchs von CO2 in Deutschland im Jahr 2022.

Kompostwürmer

Wir können hier nur eine ungefähre Herangehensweise ausarbeiten. Um den kompletten, realistischen, regenerativen Effekt von Permakultur für unseren Planeten zu berechnen, benötigt es vermutlich eine Doktorarbeit. Außerdem fehlen in diesem Artikel noch die Infos, wieviel Wasser durch die Gestaltungsmethode der Permakultur gespart werden kann oder inwieweit sich die Artenvielfalt auf der Fläche verändert. Wer also hier noch Ideen für seine Dissertation sucht, kann sich gerne an mich wenden. Spaß beiseite, es ist auch unrealistisch, dass jeder Garten in Deutschland nurmehr aus humosen Hügelbeeten besteht. Immerhin wollen wir auch mediterrane Kräuter pflanzen, die lieber sandigen, weniger humosen Boden bevorzugen. Aber trotzdem zeigt das Beispiel schön, was wir als Individuen bewirken können. Vielleicht, wenn mehr Menschen auf den Zug zur regenerativen Anbauweise mitaufspringen, könnten wir auch unsere Landwirte überzeugen, dass der perfekte Ausweg aus unserer Klimakrise schon vor unserer Nase liegt.

Wolfgang Reuter

Gründer von PermaStart

Spannende Vorträge und Seminare, Artikel und Online-Kurse zu Permakultur und zu naturnahen Anbauweisen findet ihr auf unserer Plattform: permastart.de

Quellen:

https://theconversation.com/plants-absorb-more-co2-than-we-thought-but-32945

https://8billiontrees.com/carbon-offsets-credits/carbon-ecological-footprint-calculators/how-much-carbon-does-a-tree-capture/#:~:text=How%20Much%20Carbon%20Dioxide%20Does,kg%20of%20CO2%20daily.

https://www.whygoodnature.com/blog/how-organic-lawns-sequester-carbon#:~:text=Researchers%20from%20The%20Ohio%20State,the%20health%20of%20the%20soil.

https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/journal/englischer-rasen-belastet-das-klima-511

https://stiftunglebensraum.org/wp-content/uploads/2019/06/Stiftung-Lebensraum_Einfu%CC%88hrung-Humuszertifikate-in-RLP.pdf

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